Contributions
Jeffrey Andrew Barash
Talk
"Art and the Transfigurations of the Image in the Age of the Mass Media."
Beginning in the second half of the 19th century, the emergence of mass societies and of mass communications, first associated with journalism and then with the cinema, television and video, and followed by today's digital technology, introduced novel forms of organization and of mass dissemination which accord to the image and to the culture of the image an ever more preponderant public role. These transformations in visual culture favored by the format of mass reproduction correspond to subtle and often unnoticed ways by which we structure and integrate the perceptual world. According to the argument presented in this talk, art in the 20th century has played a significant role in bringing these subtle changes before the public eye in a way which at once reflects transformations propelled by the mass media and exercises a notable influence on them. The purpose of my talk will be both to highlight the aesthetic sense communicated by the mass format of images and to investigate the source of the unprecedented political potency that they are capable of mobilizing.
Angelika Böck
Video Installation (Englisch subtitles)
"Track Me"
The 3-channel Video installation was realised in the context of Portrait as Dialogue in Central Australia in cooperation with four track-reading experts and a conductor of the experiment (Peter Bartlett). The interviewees, Mitjili Napanangka Gibson, Ida Nungala Granites, Judy Nambajimba Granites und Noreen Napajimba Robertson speculate about Angelika Böck's footprints which were “accidentally” found in the outback. Is it a man or a woman? What can be guessed about the person’s age, character, actions and intentions? Next to the interview sequences are presentet on seperate monitors which demonstrate scenes from hunting and drawing tracks as well as the process of tracking and the reading of footprints.
Die dreiteilige Videoinstallation entstand im Rahmen von Porträt als Dialog in Zusammenarbeit mit vier Spurenleserinnen und einem Assistenten/Übersetzer in Zentralaustralien. Mitjili Napanangka Gibson, Ida Nungala Granites, Judy Nambajimba Granites und Noreen Napajimba Robertson beantworten Peter Bartletts Fragen indem sie über Angelika Böck's "zufällig" aufgespürte Fußspur spekulierten. Handelt es sich um einen Mann oder eine Frau? Ist die Person alt oder jung? Welche Charaktereigenschaften besitzt sie? Was hat sie vor? Die Installation zeigt auf drei separaten Bildträgern das Interview, Szenen vom Jagen und Spurenzeichnen und den Prozess des Verfolgens uns Lesens der Fusspur.
For more information you can read the article "New Found Land" by Jonathan Hoskins:
https://issuu.com/artefactpub/docs/issue_3/6?ff=true&e=3746210/6638693
Horst Bredekamp
Talk
"Ästhetische Erkenntnis und das Problem der entgegenkommenden Formaktivität"
Leibniz' Lebensideen des Theaters der Natur und Kunst und des Coup d'Oeil haben trotz ihrer universalen Wirkung in der Philosophie so gut wie keine Rolle gespielt. Hierin liegt einer der Gründe, warum die Eigenkraft der ästhetischen Erkenntnis bis hinein in die gegenwärtige Fassung der Verkörperungsphilosophie ebenso ungelöst geblieben ist wie die Frage nach dem Agens der geformt entgegenkommenden Welt. Der Vortrag versucht, Leibniz' Kleine Perzeptionen als Modell einer Verkörperungsphilosophie, die den Namen verdient, zu nutzen.
Michael Forster
Talk
"Denkt Kunst jenseits der Sprache?"
Denkt Kunst jenseits der Sprache (stricto sensu)? Deutsche Philosophen ab etwa der Mitte des 18. Jahrhunderts überlegten diese Frage und kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen, z.B. Herder Nein aber Hamann Ja. Manche änderten ihre Meinung im Laufe ihrer Karriere, z.B. der frühe Hegel Nein, der späte Hegel Ja; der frühe Dilthey Nein, der späte Dilthey Ja. Und manche blieben schlichtweg inkonsequent, z.B. Gadamer. Diese Situation zeugt nicht von der Inkompetenz der betreffenden Tradition, sondern von der Schwierigkeit der Frage. Dieser Artikel versucht sie trotzdem zu beantworten. Die angebotene Antwort lautet Nein. Sie wird u.a. durch zwei Präzisierungen unterstützt: Zum einen, dass nichtsprachliche’ Kunstformen wie Malerei und Musik schon Gedanken zum Ausdruck bringen, aber auf eine Art und Weise, die von der Sprachkompetenz des Künstlers und seiner Rezipienten abhängt. Zum anderen, dass es auch außergewöhnlichere Grenzfälle gibt, wo eine ‚nichtsprachliche’ Kunst dank ihres regelgeleiteten Charakters selbst zu einer Art Sprache wird. Der Artikel wird diese zwei Möglichkeiten mit Beispielen aus der Malerei zu veranschaulichen versuchen, und zwar zum einen mit Gemälden von Rembrandt zu Themen aus der Bibel und zum anderen mit einer bestimmten Gattung von ‚nichtrealistischer’ Malerei der alten Ägypter, die E.H. Gombrich identifiziert hat. Wenn man diese zwei Möglichkeiten einsieht – so das Fazit des Artikels –, fällt die Versuchung nichtsprachliches Denken in der Kunst zu postulieren zum großen Teil weg.
Markus Gabriel
Talk
„Der Sinn des Denkens“
In meinem Vortrag werde ich dafür argumentieren, dass Denken ästhetisch ist, weil es sich bei unseren Denkvollzügen um die Ausübung eines sinnlichen Vermögens handelt. Denken ist nicht etwa den Sinnen entgegengesetzt, sondern selber eine Registratur, die uns Verbindung mit Tatsachen setzt, die selber nicht notwendig die Form eines Gedankens haben. Der Vortrag wird die Konsequenzen aus einer entsprechenden Rehabilitierung des sensus communis für die Ästhetik ziehen, da Kunstwerke paradigmatisch für die These herangezogen werden können, daß es Gegenstände gibt, die wir überhaupt nur wahrnehmen können, wenn der Sinn des Denkens beteiligt ist.
Kristin Gjesdal
Talk
"Developing Aesthetic Thinking: Shakespeare and the Philosophers in Dialogue"
It will be a talk about how modern (pre-Kantian) aesthetics develops in interaction with Shakespeare and theater discussions in the years around/leading up to Kant’s KdU.
Christian Grüny
Talk
"Aesthetic disturbances – Thoughts on the forms of philosophical thinking"
It is a truism that philosophical thinking takes on different forms and that these forms are of some
relevance for its content. However, the ideal relationship between form and content and the extent
to which the two can be separated at all are not so clear. Between the poles of a logicistic reliance
on arguments and conclusions and an aestheticistic prevalence of form there are innumerable
possibilities of the presentation of philosophical thinking.
In my talk I want to pursue several questions: In what way can the form of philosophical thinking
and writing be called aesthetic? Does this refer to a specific mode of presentation or a dimension of
all philosophy? Is the ideal of complete congruence or seamless mediation of form and content an
aesthetic one? Would it indicate a proximity of philosophy to art?
I will argue for a different understanding of an aesthetic dimension in philosophical thinking that
conceives it as disturbance or disruption rather than an ideal perfection of form. By disturbing the
progress of thought on the level of its form, it can serve as a paradoxical reminder of the
tentativeness of all philosophy and prevent its self-satisfied closure.
Nicola L. Hein
Lectureperformance
"What is skeptic improvisation?"
Wolfram Hogrebe
Talk
“Der gekreuzigte Logos”
Eine Gegenwartsdiagnose in Form einer Bildbetrachtung (Michelangelo).
Christian Jendreiko
Talk
"Bausteine zu einer Theorie der erosiblen Ästhetik"
Die erosible Ästhetik ist eine experimentelle Ästhetik, die der Künstlertheoretiker Christian Jendreiko in seiner Arbeit verfolgt.
Geprägt wurde der Begriff von ihm und der Kunsthistorikerin Isabel Hufschmidt. Der Begriff setzt sich zusammen aus den Worten Eros und sensibel und meint: Sensibel sein für den Eros.
Die erosible Ästhetik fragt danach, ob es möglich ist, den Blick auf Eros und seine Pfeile zu richten, und ob es von diesem System konkrete Formen gibt, die unserer Wahrnehmung zugänglich sind. Sie fragt danach, worauf Eros beim Menschen zielen muß, damit sein Schuß ins Schwarze trifft und aus welchem Holz der Pfeil geschnitzt sein muß, damit er wirkt. Innerhalb dieses theoretischen Ansatzes bilden die Aktionen von Christian Jendreiko ein Modell für den Versuch, herauszufinden ob es möglich ist, ein ästhetisches Programm zu entwerfen, mit dem sich diese erosible Aisthesis aktivieren lässt. Das Projekt zielt darauf, die Fähigkeit des Erkennens und Analysierens der Bogenkunst des Eros und der Machart seiner Pfeile auszubilden und zu verwenden, um beides auch algorithmusbasiert synthetisieren zu können – und so die erosible Aistehsis in eine erosible Ästhetik zu überführen und umgekehrt. Der Vortrag versucht, das Projekt mit seinen Schnittstellen zwischen Theorie und Praxis in seinen Umrissen zu skizzieren.
Eva Jeske
Talk
"Aesthetic Thinking"
Introductory remarks and the presentation of the first two pieces of art: Gereon Krebber and Peter Miller
Peter Kiefer
Soundcomposition
"Looking at gravel"
Klangkomposition, Holzpodest, Kies, Lautsprecher, Kopfhörer
Originalarbeit für das Symposium aesthetic thinking, Dec. 2017
Im November 2017 wurden 15 WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Fachgebieten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in eine für sie unbekannte Situation gebracht. Sie sollten sich spontan dazu äußern, was sie sehen.
Ort war die zwischen historischen Mauern liegende Terrasse des Wellnessbereichs des Novotel Mainz – die WissenschaflterInnen wurden eingeladen, auf den Kies zu schauen und dies im Hintergrund ihrer jeweiligen Fachrichtung zu kommentieren.
Bei dem ausgestellten Kies handelt es sich um den Originalkies aus dem Hotel.
Die einzelnen Statements zeigen jeweils einen authentischen Blick auf die Realität und obwohl alle Aussagen in sich wahr sind, unterscheiden sie sich. Obwohl die Situation sich als simpel darstellt, entstehen unterschiedliche Sichten auf die Wirklichkeit.
In der Klangkomposition verweben sich die Stimmen in Assoziationsketten, die einem die Blickweisen nahebringen und zu einem eigenen Blick auf die Wirklichkeit und deren Beschreibung einladen.
Dank an das Kunstmuseum Bonn, Prof. Dr. Stephan Berg und alle MitarbeiterInnen
Mit freundlicher Unterstützung des Novotel Mainz
Direktor: Jürgen Klüpfel, Verwaltungsleiterin: Katja Beisler
Photos: Martina Pipprich, Mainz
Support: Anne Katrin Voss
"Looking at gravel"
soundcomposition, wood, gravel, speaker, headphone
Original work for the symposium aesthetic thinking, Dec. 2017
In November 2017, 14 scientists from different scientific fields at the Johannes-Gutenberg-University Mainz were asked to go into an unfamiliar situation and spontaniously comment on what they see.
The place was at the terrasse of the wellness area of the Novotel in Mainz, which is situated in between historic walls – the scientists were asked to look at the gravel and comment it from the background of their scientific expertise.
The exhibited gravel here is the original.
Each individual statement gives an authentic view on reality and although all of the statements are true in themselves they differ from each other. The situation in itself is simple, nevertheless different views on reality result from it.
The sound composition interweaves the voices in chains of associations and allows the observer an approach to these views and to feel invited to an individual view on reality, too.
Thanks to Kunstmuseum Bonn, Prof. Dr. Stephan Berg and staff
With kind support of Novotel Mainz
general manager: Jürgen Klüpfel, administration manager: Katja Beisler
Photos: Martina Pipprich, Mainz
Support: Anne Katrin Voss
Talk
„Das Auge bringt uns in die Welt....
Das Ohr bringt die Welt in uns.“*
Es geht um das Hören und das Zuhören. Der Komponist und Klangkünstler wird anhand ausgewählter Arbeiten Einblick in seinen kreativen Prozess und damit verbundenen Gedanken darlegen – auch zu der für das Symposium entwickelten Arbeit „looking at gravel“.
Er fokussiert dabei auf den kreativen Prozess selber vor dem Hintergrund: „What the heck does an artist need aestetics for creation?“ * nach Lorenz Oken
Hyun Kang Kim
Talk
"Ästhetisches Denken im Design: Dialektik zwischen Gestaltung und Entstaltung"
Unter Design versteht man üblicherweise Entwurf oder Planung. Ich möchte hingegen Design als Gestaltung bezeichnen. Design ist eine gestaltgebende Tätigkeit. Begriffe wie Entwurf und Planung greifen zu kurz, um Design verständlich zu machen. Denn sie gehen von einem instrumentellen Zusammenhang aus. Demnach wird ein Prozess in Gang gesetzt, um eine Idee oder eine Intention zu realisieren. Design geht jedoch keineswegs in diesem einfachen Planungs- und Umsetzungsprozess auf. Denn Design ist ähnlich wie Kunst ein offener Gestaltungsprozess, dessen Ausgang nicht im Voraus festgelegt werden kann. Design ist ein kreativer Prozess, in dem Zufälle und Intuition eine wichtige Rolle spielen. Design macht eine unbekannte Gestalt sichtbar. Design gibt dem Material eine Form, die zuvor nicht gegeben war. Insofern steht Design der Kunst nahe. Gestaltung ist vielmehr ein Oberbegriff, der sowohl Design als auch Kunst umfasst. Im Unterschied zur Kunst hat Design jedoch nicht nur mit der Form zu tun, sondern auch mit der Funktion. Innerhalb der Designgeschichte war die funktionalistische These vorherrschend. Demnach folgt die Form der Funktion: Funktion sei wichtiger als Form. Heute könnte man jedoch eine andere These geltend machen: Je gelungener das Design, desto näher rücken Form und Funktion zueinander. Im gelungenen Design hängen Form und Funktion so eng zusammen, dass man sie nicht voneinander trennen kann.
Gestalt bedeutet Gestaltetheit und Konstruiertheit. Gestaltung bedeutet die Konstruktion einer neuen Gestalt durch die kreative Behandlung des Materials. Konstruktion setzt jedoch Destruktion voraus. Eine schöpferische Handlung verlangt einen leeren Platz, an dem Neues entstehen kann. Mein Vortrag wird diesem unentbehrlichen Zusammenhang zwischen Konstruktion und Destruktion, Gestaltung und Entstaltung nachgehen.
Gereon Krebber
Plastik
Guido Kreis
Talk
"Musikalische Gedanken und Gedanken über Musik"
Nach einer einflussreichen Tradition innerhalb der Musiktheorie enthalten (zumindest manche) Musikstücke musikalische Gedanken. Musik wäre, so verstanden, eine besondere Form des Denkens. Der Vortrag lässt sich auf diesen Vorschlag ein und untersucht dessen Triftigkeit und Reichweite anhand ausgewählter Beispiele aus der klassischen und zeitgenössischen Musik. Davon ausgehend werde ich mich schließlich der Frage zuwenden, wie ein Nachdenken über Musik aussehen sollte, das in der Lage wäre, das Denken in der Musik angemessen zu thematisieren.
Miya Masaoka
Soundinstallation
“Vaginated Chairs"
This is an installation version of Vagina Dialogues — a new performance sound composition — Miya Masaoka enacts the registers of aurality, hearing and engagement that involve the giving and receiving of sound. In these vaginal listening sessions, the body’s vaginal orifice is placed against a resonant surface, whereby sound is transmitted and felt through the entire body. Internal microphones reveal small sounds. A group of self identified women sit in chairs in a semi circle. Each metal chair is wired to a transducer exciter, thus the chair is transformed into an audio speaker. A discreet audio signal is sent to each chair, which then vibrates and if felt by the vagina of the person sitting on the chair. Each person sitting in the chair experiences a different sound and listens to the sounds not just with their ears, but their whole body. Additionally, each chair is being sent a discreet audio signal, different from the other chairs, and each person can control the intensity of the vibration themselves with a control knob.
Peter Miller
2 Shortfilms
"A film that cleans your eyes" (one film out of the cycle “useful films”)
"Eidola"
This is a video documentation of a film performance about film materiality. In it I wear night-vision goggles that record video. With them I am able to do something normally impossible: look at raw film in the act of exposing it (with a laser). In the final composite video I've overlaid the processed film that I'm in the act of exposing. 'Eidola' references an early intramission theory of vision, that all things emit tiny versions of themselves into our eyes. That theory competed at the time with the extramission theory, that the eyes themselves emitted light, which emerged from the eyes and sent back to the mind what was seen. In this piece we see through eyes that emit an infrared light to which this raw film is insensitive while touching the camera's retina with an external light to which it can 'see'. The composite film is inverted when we see it overlaid on the video because it is detached from the optical chain (current understanding of vision, that the lens inverts images and the brain corrects them). We move from the un-lensed eye along the film path (optical nerve) into the magazine containing the film in the process of its exposure (the mind). As we do so there is a growing lapse between the performed light and the moment we see it in the video because we are traveling further from the 'eye' (memory).
Birger Petersen
Talk
"Virtualität und Rhizom: Musik im Diskurs bei Deleuze"
Obwohl Gilles Deleuze im Gegensatz zu Malerei, Literatur und Kino dem Bereich der Musik kein eigenes Buch gewidmet hat, finden sich in seinen Werken eine Vielfalt von expliziten Verweisen, impliziten Bezugnahmen und vor allem auch von stilistischen Eigenheiten, die verdeutlichen, welche wichtige Rolle die Musik in seinem Denken spielt. Mit dem ›Virtuellen‹ macht Deleuze einen in erster Linie zeitphilosophischen Begriff zum Schlüsselkonzept seiner Philosophie: Vom genetischen Strukturmodell in Differenz und Wiederholung (1968), dem ›organlosen Körper‹ des Anti-Ödipus (1972) bis hin zum Bewegungs-Bild (1983) und Zeit-Bild (1985) im Film durchläuft Deleuzes Virtualitätsverständnis allerdings
–nicht zuletzt ausgelöst durch die intensive Auseinandersetzung mit Foucault– erhebliche Wandlungen und Transformationen. Ausgehend von einer Skizzierung der Grundzüge und Entwicklungslinien von Deleuzes Begriffen ›Virtualität‹ und ›Rhizom‹ im Kontext seiner Kunsttheorie steht im Mittelpunkt des Vortrags die Suche nach möglichen Anschlüssen für den deutschsprachigen musikwissenschaftlichen Diskurs.
David Rothenberg
lectureperformance
"IMPROVISATION vs COMPOSITION IN THE MUSIC OF BIRDS"
Elisabeth von Samsonow
Lecture Performance
"Wer? spricht (wenn) Wer? spricht"
Die Lecture dient dem kybernetischem Aufweis der impliziten Mehr- oder Vielstimmigkeit des (philosophischen) Sprechakts. Das Sprechen wird auf mehreren Ebenen organisiert, parallel zur Architektur der Freudschen Psyche auf mindestens dreien. Mit Hilfe von Aufzeichnungsapparaten, Verstärkern und Receivern (Mikrophonen) setzt die Sprecherin die Haupt- und zugleich die Nebengeleise der Rede frei. Dabei wird nicht nur die Beschaffenheit der Sprecherin als Echo wahrnehmbar, sondern auch die innere Dialogizität oder Trialogizität etc. der Sprache selbst. Das Ganze läuft auf eine öffentliche (Auto)Psycho/ Katalyse der Sprecherin hinaus, die sich ihrer Verwickeltheit in den philosophischen Jargon bewusst wird. Nicht zuletzt wird die weibliche Rede auf ihre Möglichkeit, Autorität und Wirkung hin untersucht.
Wolfgang Welsch
Talk
"Die weltbildende Kraft der Wahrnehmung"
Die Wahrnehmung stand immer wieder unter dem Verdikt des Subjektivismus. Sie vermittle nur eine idiosynkratische, nicht eine realistische Sicht der Welt. Dazu sollen zwei Gegenpositionen diskutiert bzw. vorgestellt werden: Aristoteles sah die Wahrnehmung prinzipiell als veridisch an: "Die Wahrnehmung der eigentümlichen Sinnesqualitäten ist immer wahr". Wie vermochte Aristoteles diese These plausibel zu machen? Was waren die ontologischen Grundlagen dafür? Und wie ließe sich die These des Aristoteles mit heutigen Mitteln reformulieren? Evolutionär betrachtet, hat die Wahrnehmung nicht nur weltabbildende, sondern zugleich weltbildende Funktion. Wahrnehmung ist für animalisches Leben essenziell, und das wahrnehmungsgeleitete Verhalten der Tiere hat Folgen für die Wirklichkeit, prägt diese mit. Die Wahrnehmung und ihre Folgen sind deshalb nicht einfach als subjektive Spiele abzutun, sondern als integrale Bestandteile des vollen Begriffs der Wirklichkeit anzusehen.
Talk
"Art and the Transfigurations of the Image in the Age of the Mass Media."
Beginning in the second half of the 19th century, the emergence of mass societies and of mass communications, first associated with journalism and then with the cinema, television and video, and followed by today's digital technology, introduced novel forms of organization and of mass dissemination which accord to the image and to the culture of the image an ever more preponderant public role. These transformations in visual culture favored by the format of mass reproduction correspond to subtle and often unnoticed ways by which we structure and integrate the perceptual world. According to the argument presented in this talk, art in the 20th century has played a significant role in bringing these subtle changes before the public eye in a way which at once reflects transformations propelled by the mass media and exercises a notable influence on them. The purpose of my talk will be both to highlight the aesthetic sense communicated by the mass format of images and to investigate the source of the unprecedented political potency that they are capable of mobilizing.
Angelika Böck
Video Installation (Englisch subtitles)
"Track Me"
The 3-channel Video installation was realised in the context of Portrait as Dialogue in Central Australia in cooperation with four track-reading experts and a conductor of the experiment (Peter Bartlett). The interviewees, Mitjili Napanangka Gibson, Ida Nungala Granites, Judy Nambajimba Granites und Noreen Napajimba Robertson speculate about Angelika Böck's footprints which were “accidentally” found in the outback. Is it a man or a woman? What can be guessed about the person’s age, character, actions and intentions? Next to the interview sequences are presentet on seperate monitors which demonstrate scenes from hunting and drawing tracks as well as the process of tracking and the reading of footprints.
Die dreiteilige Videoinstallation entstand im Rahmen von Porträt als Dialog in Zusammenarbeit mit vier Spurenleserinnen und einem Assistenten/Übersetzer in Zentralaustralien. Mitjili Napanangka Gibson, Ida Nungala Granites, Judy Nambajimba Granites und Noreen Napajimba Robertson beantworten Peter Bartletts Fragen indem sie über Angelika Böck's "zufällig" aufgespürte Fußspur spekulierten. Handelt es sich um einen Mann oder eine Frau? Ist die Person alt oder jung? Welche Charaktereigenschaften besitzt sie? Was hat sie vor? Die Installation zeigt auf drei separaten Bildträgern das Interview, Szenen vom Jagen und Spurenzeichnen und den Prozess des Verfolgens uns Lesens der Fusspur.
For more information you can read the article "New Found Land" by Jonathan Hoskins:
https://issuu.com/artefactpub/docs/issue_3/6?ff=true&e=3746210/6638693
Horst Bredekamp
Talk
"Ästhetische Erkenntnis und das Problem der entgegenkommenden Formaktivität"
Leibniz' Lebensideen des Theaters der Natur und Kunst und des Coup d'Oeil haben trotz ihrer universalen Wirkung in der Philosophie so gut wie keine Rolle gespielt. Hierin liegt einer der Gründe, warum die Eigenkraft der ästhetischen Erkenntnis bis hinein in die gegenwärtige Fassung der Verkörperungsphilosophie ebenso ungelöst geblieben ist wie die Frage nach dem Agens der geformt entgegenkommenden Welt. Der Vortrag versucht, Leibniz' Kleine Perzeptionen als Modell einer Verkörperungsphilosophie, die den Namen verdient, zu nutzen.
Michael Forster
Talk
"Denkt Kunst jenseits der Sprache?"
Denkt Kunst jenseits der Sprache (stricto sensu)? Deutsche Philosophen ab etwa der Mitte des 18. Jahrhunderts überlegten diese Frage und kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen, z.B. Herder Nein aber Hamann Ja. Manche änderten ihre Meinung im Laufe ihrer Karriere, z.B. der frühe Hegel Nein, der späte Hegel Ja; der frühe Dilthey Nein, der späte Dilthey Ja. Und manche blieben schlichtweg inkonsequent, z.B. Gadamer. Diese Situation zeugt nicht von der Inkompetenz der betreffenden Tradition, sondern von der Schwierigkeit der Frage. Dieser Artikel versucht sie trotzdem zu beantworten. Die angebotene Antwort lautet Nein. Sie wird u.a. durch zwei Präzisierungen unterstützt: Zum einen, dass nichtsprachliche’ Kunstformen wie Malerei und Musik schon Gedanken zum Ausdruck bringen, aber auf eine Art und Weise, die von der Sprachkompetenz des Künstlers und seiner Rezipienten abhängt. Zum anderen, dass es auch außergewöhnlichere Grenzfälle gibt, wo eine ‚nichtsprachliche’ Kunst dank ihres regelgeleiteten Charakters selbst zu einer Art Sprache wird. Der Artikel wird diese zwei Möglichkeiten mit Beispielen aus der Malerei zu veranschaulichen versuchen, und zwar zum einen mit Gemälden von Rembrandt zu Themen aus der Bibel und zum anderen mit einer bestimmten Gattung von ‚nichtrealistischer’ Malerei der alten Ägypter, die E.H. Gombrich identifiziert hat. Wenn man diese zwei Möglichkeiten einsieht – so das Fazit des Artikels –, fällt die Versuchung nichtsprachliches Denken in der Kunst zu postulieren zum großen Teil weg.
Markus Gabriel
Talk
„Der Sinn des Denkens“
In meinem Vortrag werde ich dafür argumentieren, dass Denken ästhetisch ist, weil es sich bei unseren Denkvollzügen um die Ausübung eines sinnlichen Vermögens handelt. Denken ist nicht etwa den Sinnen entgegengesetzt, sondern selber eine Registratur, die uns Verbindung mit Tatsachen setzt, die selber nicht notwendig die Form eines Gedankens haben. Der Vortrag wird die Konsequenzen aus einer entsprechenden Rehabilitierung des sensus communis für die Ästhetik ziehen, da Kunstwerke paradigmatisch für die These herangezogen werden können, daß es Gegenstände gibt, die wir überhaupt nur wahrnehmen können, wenn der Sinn des Denkens beteiligt ist.
Kristin Gjesdal
Talk
"Developing Aesthetic Thinking: Shakespeare and the Philosophers in Dialogue"
It will be a talk about how modern (pre-Kantian) aesthetics develops in interaction with Shakespeare and theater discussions in the years around/leading up to Kant’s KdU.
Christian Grüny
Talk
"Aesthetic disturbances – Thoughts on the forms of philosophical thinking"
It is a truism that philosophical thinking takes on different forms and that these forms are of some
relevance for its content. However, the ideal relationship between form and content and the extent
to which the two can be separated at all are not so clear. Between the poles of a logicistic reliance
on arguments and conclusions and an aestheticistic prevalence of form there are innumerable
possibilities of the presentation of philosophical thinking.
In my talk I want to pursue several questions: In what way can the form of philosophical thinking
and writing be called aesthetic? Does this refer to a specific mode of presentation or a dimension of
all philosophy? Is the ideal of complete congruence or seamless mediation of form and content an
aesthetic one? Would it indicate a proximity of philosophy to art?
I will argue for a different understanding of an aesthetic dimension in philosophical thinking that
conceives it as disturbance or disruption rather than an ideal perfection of form. By disturbing the
progress of thought on the level of its form, it can serve as a paradoxical reminder of the
tentativeness of all philosophy and prevent its self-satisfied closure.
Nicola L. Hein
Lectureperformance
"What is skeptic improvisation?"
Wolfram Hogrebe
Talk
“Der gekreuzigte Logos”
Eine Gegenwartsdiagnose in Form einer Bildbetrachtung (Michelangelo).
Christian Jendreiko
Talk
"Bausteine zu einer Theorie der erosiblen Ästhetik"
Die erosible Ästhetik ist eine experimentelle Ästhetik, die der Künstlertheoretiker Christian Jendreiko in seiner Arbeit verfolgt.
Geprägt wurde der Begriff von ihm und der Kunsthistorikerin Isabel Hufschmidt. Der Begriff setzt sich zusammen aus den Worten Eros und sensibel und meint: Sensibel sein für den Eros.
Die erosible Ästhetik fragt danach, ob es möglich ist, den Blick auf Eros und seine Pfeile zu richten, und ob es von diesem System konkrete Formen gibt, die unserer Wahrnehmung zugänglich sind. Sie fragt danach, worauf Eros beim Menschen zielen muß, damit sein Schuß ins Schwarze trifft und aus welchem Holz der Pfeil geschnitzt sein muß, damit er wirkt. Innerhalb dieses theoretischen Ansatzes bilden die Aktionen von Christian Jendreiko ein Modell für den Versuch, herauszufinden ob es möglich ist, ein ästhetisches Programm zu entwerfen, mit dem sich diese erosible Aisthesis aktivieren lässt. Das Projekt zielt darauf, die Fähigkeit des Erkennens und Analysierens der Bogenkunst des Eros und der Machart seiner Pfeile auszubilden und zu verwenden, um beides auch algorithmusbasiert synthetisieren zu können – und so die erosible Aistehsis in eine erosible Ästhetik zu überführen und umgekehrt. Der Vortrag versucht, das Projekt mit seinen Schnittstellen zwischen Theorie und Praxis in seinen Umrissen zu skizzieren.
Eva Jeske
Talk
"Aesthetic Thinking"
Introductory remarks and the presentation of the first two pieces of art: Gereon Krebber and Peter Miller
Peter Kiefer
Soundcomposition
"Looking at gravel"
Klangkomposition, Holzpodest, Kies, Lautsprecher, Kopfhörer
Originalarbeit für das Symposium aesthetic thinking, Dec. 2017
Im November 2017 wurden 15 WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Fachgebieten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in eine für sie unbekannte Situation gebracht. Sie sollten sich spontan dazu äußern, was sie sehen.
Ort war die zwischen historischen Mauern liegende Terrasse des Wellnessbereichs des Novotel Mainz – die WissenschaflterInnen wurden eingeladen, auf den Kies zu schauen und dies im Hintergrund ihrer jeweiligen Fachrichtung zu kommentieren.
Bei dem ausgestellten Kies handelt es sich um den Originalkies aus dem Hotel.
Die einzelnen Statements zeigen jeweils einen authentischen Blick auf die Realität und obwohl alle Aussagen in sich wahr sind, unterscheiden sie sich. Obwohl die Situation sich als simpel darstellt, entstehen unterschiedliche Sichten auf die Wirklichkeit.
In der Klangkomposition verweben sich die Stimmen in Assoziationsketten, die einem die Blickweisen nahebringen und zu einem eigenen Blick auf die Wirklichkeit und deren Beschreibung einladen.
Dank an das Kunstmuseum Bonn, Prof. Dr. Stephan Berg und alle MitarbeiterInnen
Mit freundlicher Unterstützung des Novotel Mainz
Direktor: Jürgen Klüpfel, Verwaltungsleiterin: Katja Beisler
Photos: Martina Pipprich, Mainz
Support: Anne Katrin Voss
"Looking at gravel"
soundcomposition, wood, gravel, speaker, headphone
Original work for the symposium aesthetic thinking, Dec. 2017
In November 2017, 14 scientists from different scientific fields at the Johannes-Gutenberg-University Mainz were asked to go into an unfamiliar situation and spontaniously comment on what they see.
The place was at the terrasse of the wellness area of the Novotel in Mainz, which is situated in between historic walls – the scientists were asked to look at the gravel and comment it from the background of their scientific expertise.
The exhibited gravel here is the original.
Each individual statement gives an authentic view on reality and although all of the statements are true in themselves they differ from each other. The situation in itself is simple, nevertheless different views on reality result from it.
The sound composition interweaves the voices in chains of associations and allows the observer an approach to these views and to feel invited to an individual view on reality, too.
Thanks to Kunstmuseum Bonn, Prof. Dr. Stephan Berg and staff
With kind support of Novotel Mainz
general manager: Jürgen Klüpfel, administration manager: Katja Beisler
Photos: Martina Pipprich, Mainz
Support: Anne Katrin Voss
Talk
„Das Auge bringt uns in die Welt....
Das Ohr bringt die Welt in uns.“*
Es geht um das Hören und das Zuhören. Der Komponist und Klangkünstler wird anhand ausgewählter Arbeiten Einblick in seinen kreativen Prozess und damit verbundenen Gedanken darlegen – auch zu der für das Symposium entwickelten Arbeit „looking at gravel“.
Er fokussiert dabei auf den kreativen Prozess selber vor dem Hintergrund: „What the heck does an artist need aestetics for creation?“ * nach Lorenz Oken
Hyun Kang Kim
Talk
"Ästhetisches Denken im Design: Dialektik zwischen Gestaltung und Entstaltung"
Unter Design versteht man üblicherweise Entwurf oder Planung. Ich möchte hingegen Design als Gestaltung bezeichnen. Design ist eine gestaltgebende Tätigkeit. Begriffe wie Entwurf und Planung greifen zu kurz, um Design verständlich zu machen. Denn sie gehen von einem instrumentellen Zusammenhang aus. Demnach wird ein Prozess in Gang gesetzt, um eine Idee oder eine Intention zu realisieren. Design geht jedoch keineswegs in diesem einfachen Planungs- und Umsetzungsprozess auf. Denn Design ist ähnlich wie Kunst ein offener Gestaltungsprozess, dessen Ausgang nicht im Voraus festgelegt werden kann. Design ist ein kreativer Prozess, in dem Zufälle und Intuition eine wichtige Rolle spielen. Design macht eine unbekannte Gestalt sichtbar. Design gibt dem Material eine Form, die zuvor nicht gegeben war. Insofern steht Design der Kunst nahe. Gestaltung ist vielmehr ein Oberbegriff, der sowohl Design als auch Kunst umfasst. Im Unterschied zur Kunst hat Design jedoch nicht nur mit der Form zu tun, sondern auch mit der Funktion. Innerhalb der Designgeschichte war die funktionalistische These vorherrschend. Demnach folgt die Form der Funktion: Funktion sei wichtiger als Form. Heute könnte man jedoch eine andere These geltend machen: Je gelungener das Design, desto näher rücken Form und Funktion zueinander. Im gelungenen Design hängen Form und Funktion so eng zusammen, dass man sie nicht voneinander trennen kann.
Gestalt bedeutet Gestaltetheit und Konstruiertheit. Gestaltung bedeutet die Konstruktion einer neuen Gestalt durch die kreative Behandlung des Materials. Konstruktion setzt jedoch Destruktion voraus. Eine schöpferische Handlung verlangt einen leeren Platz, an dem Neues entstehen kann. Mein Vortrag wird diesem unentbehrlichen Zusammenhang zwischen Konstruktion und Destruktion, Gestaltung und Entstaltung nachgehen.
Gereon Krebber
Plastik
Guido Kreis
Talk
"Musikalische Gedanken und Gedanken über Musik"
Nach einer einflussreichen Tradition innerhalb der Musiktheorie enthalten (zumindest manche) Musikstücke musikalische Gedanken. Musik wäre, so verstanden, eine besondere Form des Denkens. Der Vortrag lässt sich auf diesen Vorschlag ein und untersucht dessen Triftigkeit und Reichweite anhand ausgewählter Beispiele aus der klassischen und zeitgenössischen Musik. Davon ausgehend werde ich mich schließlich der Frage zuwenden, wie ein Nachdenken über Musik aussehen sollte, das in der Lage wäre, das Denken in der Musik angemessen zu thematisieren.
Miya Masaoka
Soundinstallation
“Vaginated Chairs"
This is an installation version of Vagina Dialogues — a new performance sound composition — Miya Masaoka enacts the registers of aurality, hearing and engagement that involve the giving and receiving of sound. In these vaginal listening sessions, the body’s vaginal orifice is placed against a resonant surface, whereby sound is transmitted and felt through the entire body. Internal microphones reveal small sounds. A group of self identified women sit in chairs in a semi circle. Each metal chair is wired to a transducer exciter, thus the chair is transformed into an audio speaker. A discreet audio signal is sent to each chair, which then vibrates and if felt by the vagina of the person sitting on the chair. Each person sitting in the chair experiences a different sound and listens to the sounds not just with their ears, but their whole body. Additionally, each chair is being sent a discreet audio signal, different from the other chairs, and each person can control the intensity of the vibration themselves with a control knob.
Peter Miller
2 Shortfilms
"A film that cleans your eyes" (one film out of the cycle “useful films”)
"Eidola"
This is a video documentation of a film performance about film materiality. In it I wear night-vision goggles that record video. With them I am able to do something normally impossible: look at raw film in the act of exposing it (with a laser). In the final composite video I've overlaid the processed film that I'm in the act of exposing. 'Eidola' references an early intramission theory of vision, that all things emit tiny versions of themselves into our eyes. That theory competed at the time with the extramission theory, that the eyes themselves emitted light, which emerged from the eyes and sent back to the mind what was seen. In this piece we see through eyes that emit an infrared light to which this raw film is insensitive while touching the camera's retina with an external light to which it can 'see'. The composite film is inverted when we see it overlaid on the video because it is detached from the optical chain (current understanding of vision, that the lens inverts images and the brain corrects them). We move from the un-lensed eye along the film path (optical nerve) into the magazine containing the film in the process of its exposure (the mind). As we do so there is a growing lapse between the performed light and the moment we see it in the video because we are traveling further from the 'eye' (memory).
Birger Petersen
Talk
"Virtualität und Rhizom: Musik im Diskurs bei Deleuze"
Obwohl Gilles Deleuze im Gegensatz zu Malerei, Literatur und Kino dem Bereich der Musik kein eigenes Buch gewidmet hat, finden sich in seinen Werken eine Vielfalt von expliziten Verweisen, impliziten Bezugnahmen und vor allem auch von stilistischen Eigenheiten, die verdeutlichen, welche wichtige Rolle die Musik in seinem Denken spielt. Mit dem ›Virtuellen‹ macht Deleuze einen in erster Linie zeitphilosophischen Begriff zum Schlüsselkonzept seiner Philosophie: Vom genetischen Strukturmodell in Differenz und Wiederholung (1968), dem ›organlosen Körper‹ des Anti-Ödipus (1972) bis hin zum Bewegungs-Bild (1983) und Zeit-Bild (1985) im Film durchläuft Deleuzes Virtualitätsverständnis allerdings
–nicht zuletzt ausgelöst durch die intensive Auseinandersetzung mit Foucault– erhebliche Wandlungen und Transformationen. Ausgehend von einer Skizzierung der Grundzüge und Entwicklungslinien von Deleuzes Begriffen ›Virtualität‹ und ›Rhizom‹ im Kontext seiner Kunsttheorie steht im Mittelpunkt des Vortrags die Suche nach möglichen Anschlüssen für den deutschsprachigen musikwissenschaftlichen Diskurs.
David Rothenberg
lectureperformance
"IMPROVISATION vs COMPOSITION IN THE MUSIC OF BIRDS"
Elisabeth von Samsonow
Lecture Performance
"Wer? spricht (wenn) Wer? spricht"
Die Lecture dient dem kybernetischem Aufweis der impliziten Mehr- oder Vielstimmigkeit des (philosophischen) Sprechakts. Das Sprechen wird auf mehreren Ebenen organisiert, parallel zur Architektur der Freudschen Psyche auf mindestens dreien. Mit Hilfe von Aufzeichnungsapparaten, Verstärkern und Receivern (Mikrophonen) setzt die Sprecherin die Haupt- und zugleich die Nebengeleise der Rede frei. Dabei wird nicht nur die Beschaffenheit der Sprecherin als Echo wahrnehmbar, sondern auch die innere Dialogizität oder Trialogizität etc. der Sprache selbst. Das Ganze läuft auf eine öffentliche (Auto)Psycho/ Katalyse der Sprecherin hinaus, die sich ihrer Verwickeltheit in den philosophischen Jargon bewusst wird. Nicht zuletzt wird die weibliche Rede auf ihre Möglichkeit, Autorität und Wirkung hin untersucht.
Wolfgang Welsch
Talk
"Die weltbildende Kraft der Wahrnehmung"
Die Wahrnehmung stand immer wieder unter dem Verdikt des Subjektivismus. Sie vermittle nur eine idiosynkratische, nicht eine realistische Sicht der Welt. Dazu sollen zwei Gegenpositionen diskutiert bzw. vorgestellt werden: Aristoteles sah die Wahrnehmung prinzipiell als veridisch an: "Die Wahrnehmung der eigentümlichen Sinnesqualitäten ist immer wahr". Wie vermochte Aristoteles diese These plausibel zu machen? Was waren die ontologischen Grundlagen dafür? Und wie ließe sich die These des Aristoteles mit heutigen Mitteln reformulieren? Evolutionär betrachtet, hat die Wahrnehmung nicht nur weltabbildende, sondern zugleich weltbildende Funktion. Wahrnehmung ist für animalisches Leben essenziell, und das wahrnehmungsgeleitete Verhalten der Tiere hat Folgen für die Wirklichkeit, prägt diese mit. Die Wahrnehmung und ihre Folgen sind deshalb nicht einfach als subjektive Spiele abzutun, sondern als integrale Bestandteile des vollen Begriffs der Wirklichkeit anzusehen.